Raumgestaltung ist eine Geschmacksfrage? Nicht nur.
„Es ist ein wesentlicher Unterschied, ob ich bei einem Gestaltungsprozess auf der Empfänger-, oder auf der Absenderseite bin. Als Empfänger kann ich ungestraft so empfinden, wie ich will; keiner wird wegen seines Geschmacks abgestraft. (…). Ganz anders sieht es aus, wenn man etwas produziert, was möglichst viele Geschmäcker treffen soll.“ (aus: Ralf Turtschi; Turtschi AG, visuelle Kommunikation; Das Figur-Grund-Gesetz).
Was für visuelle Kommunikation gilt, ist auch für räumliche Konzepte zutreffend. Es gibt eine ganze Menge objektiver Kriterien mit deren Hilfe die Raumgestaltung für die individuellen Wünsche des Kunden entwickelt wird.
Ziel eines guten Entwurfs ist, ein Konzept zu entwickeln, dass den Wünschen / dem Corporate Identity des Kunden entspricht und dieses in Formen, Farben und Materialien erlebbar macht.
Individuelle Raumgestaltung ist kein Zufall – der komplexe Planungsvorgang wird hier in 7 Schritten erläuert.
Vorgehen beim Entwurf
1 Aufgabenstellung klären
Die Wünsche des Auftraggebers werden möglichst genau geklärt. Oft sind sie dennoch unscharf oder widersprüchlich – gerade dies kann uns als Entwerfer*innen ein Ansatz sein für das eigene Konzept! Außerdem müssen natürlich Planunterlagen beschafft, oder es muss ein Aufmaß erstellt werden.
2 Brainstorming und Recherche
Die Entwerfer*innen arbeiten sich ein in die Entwurfsaufgabe. Welche Funktionen muss der Entwurf erfüllen. Welche Formen, Farben und Materialien passen zur Aufgabe / zum Auftraggeber. Recherche nach ähnlichen Aufgaben um eigene Ideen anzuregen. Recherche nach Restriktionen wie z.B. rechtliche Rahmenbedingungen (Baurecht, Brandschutz, Arbeitsstättenrichtlinien usw.). Dann werden erste Ideen skizziert.
3 Corporate Identity definieren
Auch wenn es nicht um eine Entwurfsaufgabe für einen kommerziellen Kunden geht, sondern vielleicht um die Planung einer Wohnungseinrichtung, ist es sinnvoll, das ´Corporate Identity´ des Auftraggebers zu verstehen, um einen individuell passenden Entwurf zu entwickeln. Hilfreich können Methoden wie die SWOT-Analyse sein, um Stärken und Schwächen der Institution zu erkennen, für die der Entwurf entstehen soll.
4 Analyse des Kontextes
Ein räumlicher Entwurf entsteht immer im Kontext – die Umgebung, die Nutzung, die Geschichte des Gebäudes, die Konstruktion…. Der Kontext kann wichtige Impulse für den Entwurf geben. Der Entwurf kann sich in den Kontext integrieren, er kann aber auch bewusst in Kontrast dazu stehen. In beiden Fällen lassen sich gestalterische Ansätze aus dem Kontext ableiten.
5 Alternativen entwickeln anhand von Nutzungsabläufen und gestalterischen Ansätzen
Herausfinden, welches die beste Lösung für einen Raum und seine Nutzer*innen ist, bedeutet, eine Menge Alternativen zu skizzieren. Die Entwicklung von Alternativen dient dazu, die Potenziale des Raumes und die Wünsche der Auftraggeber auszutesten und ein besonders gut passendes Konzept zu ermitteln.
6 Formen, Farben, Materialien festlegen
2-3 Alternativen werden gemeinsam mit dem Auftraggeber diskutiert. Daraus wird ein Entwurf entwickelt, für den Formen, Farben und Materialien festgelegt werden.
7 Konstruktionen, Details, Fügung von Bauteilen entwickeln
Wenn ein Konzept im wesentlichen mit dem Auftraggeber abgestimmt ist, wird es bis in die Ausführungs- und Detailplanung umgesetzt. Für jedes Konzept – ob verspielt, mit klaren Formen, organisch oder ökologisch….. – werden Details erarbeitet, die das gewählte ´Corporate Design´ wiederspiegeln.
Staatl. gepr. Gestalter*innen der Fachrichtung Raumgestaltung & Innenausbau entwickeln individuelle räumliche Konzepte für Läden, Praxen, Wohnungen, Büros…